Die vier Arten von Verstärker/Bestrafung im Hundetraining
Ein Hund zeigt uns ständig irgendein Verhalten. Vieles davon ist für den Hund normal und dient ihm, um mit seiner Umwelt zu interagieren. Was für den Hund zwar normal sein kann, ist für uns Menschen manchmal störend. Und genau an diesem Punkt fängt die Geschichte an.
Welche Verhaltensweisen die der Hund zeigt gefallen uns? Welche Verhaltensweisen soll der Hund öfter zeigen und welche lieber nicht? Fangen wir mal ganz von vorne an:
Was sind Verstärker?
Verstärker sind alles Dinge, die das Verhalten des Hundes beeinflussen. Mit anderen Worten, der Hund lernt an den Verstärkern was für Konsequenzen sein Verhalten hat. Man unterscheidet hier zwischen:
Positiven Verstärker: Die empfindet der Hund als angenehm und belohnend als Konsequenz auf sein Verhalten. Deswegen wir der Hund das Verhalten vermehrt zeigen, weil er weiss, dass auf ihn lohnende Konsequenzen warten. Wir unterscheiden hier auch zwischen Primärverstärker und Sekundärverstärker.
Primärverstärker: sind alles Dinge, die für den Hund sehr wichtig sind wie Futter, Wasser, Soziale Interaktionen, Spielen.. einfach alles was unmittelbar zur Befriedigung angeborener Bedürfnisse dient.
Sekundärverstärker: Kündigen einen Primärverstärker an. Das kann zB. ein Markerwort/Belohnungswort, Clicker, Pfeife etc sein. Die Sekundärverstärker sind eigentlich neutrale Reize, die durch mehrfache Paarung mit deinem Primärverstärker z.B. eine Bedeutung erlangen. Dies erreicht man oft über Klassische Konditionierung
Negative Verstärker: Dem Hund wird als Konsequenz auf ein Verhalten etwas Unangenehmes entzogen. Somit verspürt der Hund eine Erleichterung. Als Beispiel: Der Hund soll Sitz machen und macht es nicht. Der Halter drückt ihm auf die Kruppe, wobei der Hund dann ins Sitz geht. Der Druck auf die Kruppe ist für den Hund unangenehm und deswegen wird er das Verhalten „ins Sitz“ gehen häufiger zeigen, weil er dem unangenehmen Druck umgehen möchte.
Positive Strafe: Dem Hund wird etwas unangenehmes als Konsequenz auf sein Verhalten hinzugefügt. Das sind in der Regel aversive Dinge wie Treten, Schlagen, Kneifen, Wasser anspritzen, dem Hund etwas anwerfen, Stromschläge etc. Der Hund möchte sich solchen Reizen entziehen und somit tritt dieses Verhalten in der Zukunft weniger auf. Aber Achtung: Die Emotionen des Hundes sind hier negativ. Er kann Angst haben und daraus sogar mit Aggressionen reagieren. Positive Strafen wirken, wenn man sie im richtigen Moment einsetzt sehr schnell aber dem Hund geht es dabei nicht gut. Auf Dauer kann das zu chronischem Stress führen, was die Gesundheit des Hundes stark beeinträchtigen kann. Wird der Hund häufig positiv Bestraft, kann er auch in die erlernte Hilflosigkeit rutschen. Daraus können Depressionen entstehen. Auch mit dem Blick auf eine faire Bindung zwischen Mensch und Hund ist davon abzuraten, weil die Beziehung dadurch stark belastet wird. Deswegen ist es viel besser, wenn man dem Hund ein Alternativverhalten beibringt, damit er gar nie in die Situation einer positiven Strafe kommt.
Negative Strafe: Dem Hund wird als Konsequenz auf sein Verhalten etwas Angenehmes entfernt. Wenn der Hund zum Beispiel mit einem Ball quer durch die Gegend rennt und andere Menschen oder Hunde überrennt und man ihm dann den Ball weg nimmt, dann wird für den Hund das Angenehme (Ball) beendet. Oder wir entziehen ihm unsere Aufmerksamkeit, wenn er mit uns ein grobes Spiel spielen möchte. Der Hund kann hier in die RAGE Emotion kommen. Das bedeutet, dass er frustriert sein wird und vielleicht daraus sogar aggressiv reagieren könnte. Im Gegensatz zur positiven Strafe, wird dem Hund keinen Schmerz hinzugefügt. Aber auch hier muss man aufpassen, dass der Hund nicht in eine negative Emotion rutscht. Hier hilft: sobald er das erwünschte Verhalten zeigt, sofort positiv belohnen. In unseren beiden Beispielen würde das so aussehen: Dem Hund wurde der Ball weggenommen weil ungestüm in der Gegend herum rannte. Ist der Hund ruhig, gibt es eine wunderbare Belohnung oder den Ball zurück. Oder wie im zweiten Beispiel: Der Hund möchte mit uns ein raues Spiel spielen und wir entziehen ihm unsere Aufmerksamkeit. Sobald der Hund in die Ruhe geht, geht das Spiel weiter oder es folgt eine andere Belohnung. In beiden Fällen lernt der Hund, dass sein zuvor gezeigtes Verhalten zum Verlust von etwas Angenehmen führt und dass das nachfolgende Verhalten für ihn lohnender ist. Und Verhalten, die sich für den Hund lohnen, werden häufiger gezeigt.
Zusammenfassend kann man also folgendes daraus schliessen:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten um ein Verhalten des Hundes zu beeinflussen. Wir sollten immer daran denken, dass unsere Hunde soziale Individuen sind, Bedürfnisse und auch Emotionen haben. Wir haben die Möglichkeiten, dem Hund über positive Verstärkung zu zeigen, dass sein gerade gezeigtes Verhalten erwünscht ist und wir gerne mehr davon hätten. Der Hund wird mit Freude und Motivation mit uns zusammen arbeiten. Positive Verstärkung fördert die Bindung und auch das Vertrauen zwischen Mensch und Hund. In gewissen Ausnahmesituationen kann es Sinn machen sich der negativen Bestrafung zu bedienen. Das aber nur, wenn der Hund dann auch sofort die Chance hat, dass ein anderes gerade gezeigtes Verhalten sofort positiv verstärkt wird. Und auch nur, wenn der Hund nicht sofort in den Frust kommt. Trotzdem ist auch bei der negativen Strafe Vorsicht geboten… oft wird das Gegenteil erreicht. Nämlich Stress, Frust, negative Emotionen eben. Auch die negative Verstärkung löst beim Hund schlechte Emotionen aus. Wie bei der positiven Strafe, kann hier Stress aufkommen, was das Vertrauen und die Motivation schwächen kann. So bedienen wir uns doch viel lieber der positiven Verstärkung, weil wir unsere Hunde lieben und fair mit ihnen umgehen wollen.
Bis zum nächsten Mal 🙂